Goldene Regeln für kulinarische Übersetzungen, Nr. 1: Texte sind wichtig, Bilder aber auch

Meines erstes Kochbuch habe ich 2009 übersetzt. Seither sind 34 weitere dazugekommen. Und seit 2018 gebe ich auch Webinare zum Thema Kochbücher übersetzen. „Was ist das Besondere an dieser Arbeit?“, werde ich oft gefragt.  Höchste Zeit, die wichtigsten Aspekte einmal hier festzuhalten. In loser Reihenfolge will ich ein paar Dinge erläutern, auf die es beim Übersetzen von Kochbüchern ankommt.

Goldene Regel Nr. 1: Immer die Bilder im Blick haben

Bei Romanen spielt es eigentlich keine große Rolle, ob der Ausgangstext schon fertig gesetzt vorliegt oder noch als ungesetzte Word- oder PDF-Datei daherkommt. Beim Kochbuch sieht das allerdings anders aus. Als Kochbuchübersetzer:in solltest du unbedingt darauf achten, den Text entweder digital oder gedruckt im finalen Layout zu bekommen.

Warum ist das so wichtig?

Beim Kochbuch spielt das Thema Food Styling eine wichtige Rolle. Denn die Präsentation von Lebensmitteln und Gerichten in einem Kochbuch ist mindestens genauso wichtig wie die Rezepte selbst. Food Stylist:innen und Autor:innen investieren wahnsinnig viel Zeit in die optische Aufbereitung; dabei kann es auch mal vorkommen, dass Zutaten ausgetauscht werden, weil sie zum Beispiel nicht verfügbar sind oder nicht frisch genug aussehen. Ruckzuck wird der Pudding mit Brombeeren statt mit Himbeeren verziert. Und eigentlich müsste jetzt das Rezept angepasst werden. Leider passiert das nicht immer. Und so kommt es nicht selten im Kochbuch zu einer Text-Bild-Schere.

Als Übersetzerin muss ich also enorm aufpassen, dass die Zutaten, die auf den Bildern zu sehen sind, auch im Rezept vorkommen.

Ein Beispiel gefällig?

2020 habe ich das Buch „Die vegane Zutatenküche‟ von Siri Barje übersetzt. Darin war jedem Kapitel ein kurzes Inhaltsverzeichnis vorangestellt.


 

 

Angekündigt wird „Svamppastej med timjan‟, also Pilzpastete mit Thymian. Das entspricht aber überhaupt nicht dem Rezept, das nicht nur im Bild, sondern auch im Titel und in der Zutatenliste auf Petersilie verweist. Ich kann es nur vermuten, aber es sieht so aus, als hätten sich Autorin und/oder Verlag entschieden, stattdessen Petersilie zu verwenden. Die Korrekturen im Rezept hat man vollzogen; ans Inhaltsverzeichnis hat aber niemand gedacht. (Zugegeben: Auch mir ist das erst beim finalen Korrekturdurchgang aufgefallen.)

Solche Fehler kommen häufiger vor, als man denkt. Als Übersetzerin muss ich deshalb besonders aufmerksam sein. Auch ich sehe sie nicht immer sofort, bin ich doch in erster Linie auf den Text konzentriert und nicht so sehr auf das Bild. Aber weil ich das Problem inzwischen kenne, lege ich häufig noch einen zusätzlichen Korrekturdurchgang ein, bei dem ich ganz gezielt auf Abweichungen zwischen Text und Bild achte.

 

Welche Herausforderungen bringt dein Genre beim Übersetzen mit sich? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!

 

 

 

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