Warum Übersetzen mein Traumjob ist

Mehr im Augenwinkel habe ich in meiner Facebook-Timeline das Wort „Lieblingsjobs‟ wahrgenommen und bin sofort hellhörig geworden. Die liebe Annette Lindstädt veranstaltet eine Blogparade zu diesem Thema: I love my job. Klar, dass ich da mitmachen muss!

Sie hat sogar ein paar Fragen entwickelt, an denen orientiere ich mich jetzt mal, um meine tausend Gedanken zu meinem Lieblingsjob zu strukturieren.

Welche Jobs bzw. welchen Teil oder Aspekt eurer Arbeit mögt ihr besonders?

Grundsätzlich mag ich meinen Job als Ganzes. Ich habe als Kind immer gesagt: Ich möchte Bücher machen. Und Voilà, ich mache Bücher. Nicht ausschließlich und nicht in dem Umfang, den ich mir damals vorgestellt habe. Aber ob als Lektorin, Autorin oder Literaturübersetzerin: Immer wieder bin ich an der Entstehung von Büchern beteiligt. Und immer, wenn wieder ein Belegexemplar mit der Post ins Haus flattert, weiß ich: Ich habe mir einen Kindheitstraum erfüllt. (Klingt pathetisch, oder?)

Ich bin also in der glücklichen Lage, sagen zu können: Ich mache das, was ich schon immer machen wollte. Ich arbeite in meinem Traumjob.

Ja, trotz und gerade wegen der Fachübersetzungen und Werbelektorate. Ich liebe an meinem Beruf, dass er so vielschichtig ist. Es wird nie langweilig. Die Mischung machts.

Fachübersetzungen stellen eine ganz andere Herausforderung dar als Buchübersetzungen. Fachlich korrekt müssen sie sein, da sucht man manchmal ganz schön lange nach dem richtigen Fachbegriff. Ein tolles Gefühl, wenn man ihn dann endlich hat! Und man lernt jeden Tag unheimlich viel dazu. Wer hätte gedacht, dass ich mich mal gut mit Beton auskenne und freiwillig Fachzeitschriften dazu lese?

Im Gegensatz zu Buchübersetzungen, die meist mehrere Monate dauern, sind Fachübersetzungen viel kurzfristiger. In der Baubranche, für die ich hauptsächlich arbeite, muss es immer sehr schnell gehen. Von heute auf morgen, am liebsten bis gestern. Manche Kollegen empfinden das als Nachteil, ich finde diese kurze und intensive Konzentration auf ein Thema prima. Die Vorstellung, mich wochen- und monatelang nur auf ein Projekt zu konzentrieren, fällt mir schwer. Daher versuche ich, auch bei Buchübersetzungen soviel Zeit zu bekommen, dass ich immer mal wieder kurze Fachübersetzungen machen kann. So habe ich Abwechslung. Manchmal sehne ich mir aber auch so ein langfristiges Projekt herbei ‒ im Moment zum Beispiel, wo sich ein Miniauftrag an den anderen reiht.

Die Vielfalt meiner Tätigkeiten ist es, was mich jeden Tag neu begeistert. Heute eine Bauausschreibung aus dem Norwegischen übersetzen, super eilig natürlich. Nächste Woche ein Kochbuch. Dann kommt die Anfrage für ein Schulbuchlektorat. Daneben ehrenamtlich in der Redaktion der Zeitschrift meines Übersetzer-Landesverbandes arbeiten, mein neues Baubranchen-Blog und meine anderen beiden Blogs befüllen, journalistisch für ein dänisches Baumagazin arbeiten. All das zu koordinieren und unter einen Hut zu bringen, das macht meinen Beruf aus.

Was genau macht für euch einen Lieblingsjob/-auftrag oder -teil eurer Arbeit aus? Welche Faktoren müssen stimmen, damit ihr am Ende eines Tages, Auftrags oder Projekts sagt: „Das war klasse!‟?

Eine liebe Kollegin hat mal gesagt: „Ein Projekt muss Spaß machen oder viel Geld bringen oder viel Ruhm bringen. Idealerweise treffen 2 oder sogar 3 Punkte zu.‟ Daran versuche ich mich zu orientieren.

Natürlich muss der Preis stimmen. Übersetzungen sind (vor allem in der Buchbranche) immer noch vergleichsweise schlecht bezahlt. Das Honorar steht in keinem Verhältnis zur kreativen Leistung, die ein Übersetzer vollbringt. Fachübersetzungen werden deutlich besser honoriert, hier macht sich Erfahrung und Qualifikation wortwörtlich bezahlt. Und ganz ehrlich: Wenn ich eine Fachübersetzung erledigt habe und unterm Strich ein deutlich dreistelliger Betrag als Stundensatz rauskommt, sage ich auch „Das war klasse!‟. Ich bin Unternehmerin, noch dazu habe ich einen nicht ganz billigen Lebensstil und leiste mir gerne was.

Ansonsten finde ich Arbeiten klasse, bei denen meine Kreativität oder meine Fähigkeit, strukturiert zu arbeiten, gefordert wird. Auch wenn ich währenddessen oft fluche und mir schwöre, so ein Projekt nie wieder anzunehmen, so liebe ich es doch, verschwurbelte Texte neu zu strukturieren, Formatierungsprobleme in Word in den Griff zu kriegen, Plagiate zu rechecherieren und und und. Anfangs denke ich immer: Oh Mann, wie soll ich das Chaos denn in Ordnung bringen? Und am Ende kommt dann doch ein satzreifes Manuskript dabei raus. Und das macht mich stolz.

Und was wolltet ihr der Welt sonst noch schon immer mal über euren Beruf sagen?

Ich würde gerne mit den Vorurteilen gegenüber Übersetzern aufräumen.

  1. Nur weil man eine Fremdsprache gelernt hat, kann man noch lange nicht aus ihr übersetzen (Stichwort Schulenglisch …)
  2. Übersetzer und Dolmetscher sind 2 verschiedene Berufe! Übersetzer übertragen Geschriebenes, Dolmetscher übertragen Gesprochenes.
  3. Übersetzen ist harte Arbeit, bei der enorme Kreativleistungen, Fachkenntnisse etc. vonnöten sind. Das sollte auch honoriert werden!

Ich finde, jeder sollte sagen können: I love my job. In der Realität sieht das leider anders aus. Umso dankbarer bin ich, dass ich in dieser Lage bin. Dass ich genau das machen darf, was ich immer machen wollte. Das macht mich zu einem glücklichen Menschen.

Leuten, die eigentlich auch von einem ganz anderen Beruf träumen, kann ich nur raten: Versucht, Eure Träume wahr zu machen. Es ist sicher oft harte Arbeit, und vielleicht erreicht Ihr Euer Ziel nicht. Aber der Versuch lohnt sich!

 

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