Maschinelle Übersetzungen

„Ach, du bist Übersetzerin? Kannst Du davon leben? Dafür gibt es doch Programme! Arbeitest Du mit dem Google Übersetzer?‟

Mit solchen Fragen und ähnlichen werde ich ziemlich häufig konfrontiert.

Maschinelle Übersetzungen

Die landläufige Meinung, in einer so hoch technologisierten Welt würden Übersetzungen von Computern maschinell erstellt, hält sich hartnäckig. Und natürlich bietet Google mit dem Übersetzer ein scheinbar hilfreiches Tool. Für das Englische mag das vielleicht noch funktionieren, um den Text in Grundzügen zu verstehen, weil die Datenbasis groß genug ist (Google vergleicht webweit Übersetzungen nach gleichen Strukturen und Mustern).

Aber wie sieht das für das Schwedische aus?

Ich habe diesen Text mal probehalber von Google übersetzen lassen:

„Gudstjänsten var slut.
Kyrkfolket hade stigit i båtarna och hissat seglen.
Den lilla flottan gled ut från viken nedanför kapellet.
I första båten satt faddrarna med den lille gossen,
som nyss blivit döpt.“
(August Strindberg, aus der Kurzgeschichte En ovälkommen)

Und diese Übersetzung  hat Google produziert:

„Der Service war vorbei.
Die Kirche Menschen hatten in den Booten gestiegen und hisste die Segel.
Die kleine Flotte schlüpfte aus der Bucht unterhalb der Kapelle.
Das erste Boot saß Paten zu dem kleinen Jungen,
die gerade getauft worden.“

Naja, mit ein bisschen Mühe kann man das vielleicht verstehen. Aber ohne Überarbeitung taugt dies wohl kaum als Übersetzung.

Woran liegt das?

Sprache ist ein unglaublichvielfältiges, flexibles und kreatives Medium. Gibt man 3 Übersetzern den gleichen Abschnitt zur Übersetzung, wird man 3 unterschiedliche Übersetzungen erhalten. Dies gilt auch und gerade für wissenschaftliche oder technische Texte. Je komplexer die Satzstruktur, je mehr Fachtermini und Fremdworte vorkommen, umso mehr Schwierigkeiten wird ein Übersetzungsprogramm haben. Und bei Literaturübersetzungen scheint es mir hoffnungslos, dass ein Computerprogramm eine brauchbare Übersetzung hinbekommen wird. Bestenfalls entsteht ein grammatisch korrekter Satz. Aber transportiert er auch, was der Autor sagen oder beim Leser erreichen wollte? Wie sieht es mit Humor aus, Zweideutigkeit, Ironie? All dies sind Aspekte, die ein Computerprogramm wohl nicht sauber übertragen wird können. Eine (Literatur-)Übersetzung ist immer sehr stark von der Interpretation des Übersetzers abhängig, dies gilt für einzelne Wörter und Sätze genauso wie für den Gesamtzusammenhang. Interpretieren kann ein Computerprogramm jedoch nicht.

Was leisten Übersetzungsprogramme dann?

Es gibt andere Programme, die dagegen ziemlich nützlich sind für uns Übersetzer. Diese Programme nehmen uns nicht die Arbeit ab, sondern unterstützen uns dabei. Übersetzer und Übersetzungsagenturen benutzen sogenannte CAT-Tools (CAT steht für Computer Aided Translation), Terminologiedatenbanken und ähnliche Hilfsmittel, um schneller, effizienter und konsistenter zu arbeiten. Vor allem für eine Übersetzungsagentur besteht der große Vorteil darin, gleichbleibende Qualität gewährleisten zu können, auch wenn mehrere Übersetzer am gleichen Projekt arbeiten.

Wie sieht Übersetzen in der Zukunft aus?

Technologien werden stetig weiterentwickelt, und in kurzer Zeit ist vielleicht möglich, was vor 10 Jahren noch undenkbar schien. Die angewandte Sprachwissenschaft befasst sich seit Jahren mit der (Weiter-)Entwicklung von Computerprogrammen, die maschinelle Übersetzungen automatisch durchführen können. Allein dass diese Programme schon einigermaßen verständliche Texte produzieren können, ist eine erstaunliche Leistung. Dennoch mache ich mir keine Sorgen, dass ich in einigen Jahren arbeitslos sein werde. Denn nach wie vor gilt: Kein Computerprogramm der Welt ist (zumindest meines Wissens nach) in der Lage, alle sprachlichen Feinheiten vom Ausgangstext in den Zieltext zu übertragen, wie es ein Mensch mit Sprachgefühl, Kreativität, Erfahrung und Wissen tun kann. Ich will nicht ausschließen, dass es nicht irgendwann möglich sein wird, aber bis dahin werde ich hoffentlich im wohlverdienten Ruhestand sein.

Bild von 200 Degrees auf Pixabay

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