4 Tipps für die Website-Übersetzung

Solche Anfragen kennen wahrscheinlich viele Übersetzer, auch ich hatte sie schon im Posteingang: „Wir brauchen unsere Website auf Schwedisch, Norwegisch und Dänisch, können Sie das machen?‟ Zur Kalkulation bekomme ich einen Link auf die Seite. Früher habe ich in solchen Fällen mühsam die Texte von der Seite in eine Worddatei kopiert (was je nach Seitenstruktur ewig gedauert hat) und dann gezählt, um ein Angebot zu machen. Heute weiß ich ‒ man lernt ja mit der Zeit dazu ‒, dass für die Übersetzung einer Website viel mehr nötig ist und dass solche Aufträge viel Vorarbeit und vor allem vorherige Klärung benötigen.

Website-Übersetzung ‒ eine Herausforderung

Die Übersetzung einer Website ist in der Regel technisch anspruchsvoll. Selten ist es möglich, einfach nur die Texte zu extrahieren und dann zu übersetzen. Meist sind Internetauftritte in Content Management Systemen (CMS), Datenbanken oder in HTML erstellt. Damit hier Texte bearbeitet werden können, ist mindestens auf Auftraggeberseite, aber meist auch auf Übersetzerseite technisches Verständnis für die Systeme erforderlich. Oft muss direkt in den Programmen / Datenbanken gearbeitet werden.

Neben der technischen Seite gibt es aber noch etwas zu berücksichtigen: Eine Website ist ein Werbemittel, ein Marketinginstrument. Und als solches sollte sie auch in anderen Ländern funktionieren. Auch aus diesem Grund reicht es nicht, die Texte einer Seite 1:1 in die anderen Sprachen zu übertragen. Vielmehr ist hier das texterische Know-how eines Marketing-Übersetzers erforderlich, damit der Text im fremden Land auch die gleiche Wirkung hat.

Sie brauchen also einen technisch versierten Marketing-Übersetzer. Keine leichte Kombi.

Tipps zur Auftragsvergabe

Auftraggeber wissen meist gar nicht genau, was sie beachten sollten, bevor sie einen Übersetzer mit der Übersetzung ihrer Website beauftragen. Dafür kommen hier 5 Tipps:

  1. Intention und Zielgruppe analysieren:
    • Überlegen Sie genau, was die Übersetzung der Seite bezwecken soll. Geht es Ihnen nur darum, die dort abgebildeten Informationen in einer anderen Sprache und damit einer breiteren Leserschaft zur Verfügung zu stellen?
    • Oder möchten Sie im Ausland Produkte verkaufen? Dann müssen Sie etwas mehr in die Tiefe gehen und analysieren: Sieht die dänische, englische oder chinesische Zielgruppe für Ihre Produkte genauso aus wie die deutsche? Können Sie dort überhaupt die gleichen Produkte anbieten?
  2. Umfang und Inhalt festlegen:
    • Klären Sie, was übersetzt werden soll. Brauchen Sie nur die werblichen Texte, oder müssen Menüs, Meta-Informationen, Keywords etc. ebenfalls angepasst werden? (Achtung: Eine reine Übersetzung von Keywords ist aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung nicht sinnvoll, Sie sollten daher einen Übersetzer beauftragen, der sich mit SEO auskennt und die Keywords entsprechend anpasst, nicht bloß überträgt.)
    • Muss evtl. für eine ausländische Zielgruppe (siehe Punkt 1) die Struktur der Seite angepasst werden?
  3. Ausgangstext vorbereiten:
    • Können Sie die zu übersetzenden Texte und Strukturen in Dateien zur Verfügung stellen? (Dies empfiehlt sich vor allem, wenn es Ihnen rein um die Übertragung der Texte geht. Es erleichtert dem Übersetzer die Arbeit, Umfang und damit die Kosten lassen sich leicht kalkulieren, es gibt also keine bösen Überraschungen. Auch stellen Sie so sicher, dass der Übersetzer keine Texte übersieht.)
    • Falls dies nicht möglich ist, können Sie dem Übersetzer Zugang zum CMS einrichten? Zur Datenbank? Gibt es Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen? Können Sie die Teile, die der Übersetzer nicht bearbeiten soll, ausblenden oder sperren?
    • Gibt es grafische Elemente auf der Website, die vielleicht Text enthalten und auch übersetzt werden müssen? Wer übernimmt die Umsetzung (DTP)?
  4. Spezialisierten Übersetzer oder Übersetzungsdienst auswählen:
    • Wie schon erwähnt, damit Ihre Website im Ausland die gewünschte Wirkung hat, sollte der beauftragte Übersetzer auf Marketingübersetzungen spezialisiert sein. Und falls Sie die Zielsprache selbst auch können, lassen Sie sich beirren: Eine werbliche Übersetzung ist in den seltensten Fällen eine 1:1-Übertragung, u.U. muss der Übersetzer sich recht weit vom Ausgangstext entfernen, um die Botschaft richtig rüberbringen zu können.
    • Haben Sie den technischen Hintergrund geklärt, suchen Sie sich einen Übersetzer, der mit diesen technischen Gegebenheiten zurecht kommt. Stellen Sie ihm bei der Auftragsanfrage nach Möglichkeit die Dateien bzw. den Zugang zum Programm / zur Datenbank zur Verfügung und fragen Sie direkt, ob er mit diesen Formaten arbeiten kann.

Sie sehen, mit einem Link und einem Auftrag à la „Können Sie diese Seite übersetzen?‟ ist es nicht getan. Nicht umsonst gibt es spezielle Übersetzungsdienste, die sich auf die Übertragung von Websites spezialisiert haben. Sie sind also gut beraten, wenn Sie sich jemanden suchen, der sich damit auskennt.

Bild: Thorben Wengert  / pixelio.de

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