Worddive Screenshot

Online lernen mit WordDive

Die Zeiten des Lernens mit Lehrbuch und Vokabelheft scheinen vorbei, sieht man sich das riesige Angebot zum Online-Sprachenlernen an. Auch für Schwedisch ist inzwischen einiges dabei. In den vergangenen Monaten konnte ich einen weiteren Anbieter auf Herz und Nieren prüfen: WordDive. Als „preisgekrönte Methode zum Sprachenlernen“ bezeichnet sich der Kurs. Dahinter steckt ein finnisches Start-up. Der Kurs wurde 2011 als beste e-Learning-Methode Finnlands ausgezeichnet und hat weitere Preise gewonnen. Und der Abikurs zur Vorbereitung auf das Englisch-Abitur wurde hier in Deutschland 2015 für die Edison Awards 2016 nominiert.

Die Idee

Die WordDive-Methode behauptet, wenn man beim Lernen mehrere Sinne benutzt, lernt man effizienter. Außerdem soll für jeden Nutzer die Lerngeschwindigkeit angepasst werden können. Dauerhaftes Lernen durch Anwendung der Sprache, das ist das Ziel. Bei der Entwicklung wurden Vorgehensweisen aus dem finnischen Schulsystem (das bekanntermaßen eines der besten ist) mit Bausteinen der mobilen Spieleindustrie kombiniert. Dabei ist das Lernen mit WordDive in 3 Stufen eingeteilt: Begonnen, geübt und dauerhaft gelernt.

Das Programm

WordDive ist recht ansprechend, vielleicht ein wenig zu verspielt gestaltet. Die im Namen des Programms angedeutete Verbindung zum Eintauchen in eine neue Sprache spiegelt sich in der Aufmachung des Programmes wieder. Ein gezeichneter Schwimmer in rotem Badeanzug und Badekappe erklimmt einen Sprungturm, um dann bei Erreichen des Ziels ins kühle Nass zu springen. Auf der Startseite entscheidet man sich zwischen einem 14-Tage-Kurs zum Testen mit einer begrenzten Anzahl von Begriffen oder für das volle Kurspaket, das man abonnieren muss. Letzteres habe ich einige Monate lang intensiver unter die Lupe genommen.

Nach dem Einloggen wählt man ein Lernziel aus (z.B. Reisen, Arbeitswelt oder Einwanderung), dann den Kurs. Für Schwedisch stehen 20 Kurse zur Verfügung. Ich habe Einwanderung gewählt und hier zunächst den Kurs Schwedisch 1.

Dann hat man die Wahl zwischen zwei Funktionen: Man kann ein Einstiegsspiel absolvieren oder direkt eine Hauptübung.

Im Einstiegsspiel wird ein Bild angezeigt, auf dem Sprechblasen mit Begriffen aufsteigen. Man muss die zum Bild passende Sprechblase anklicken. Und hier zeigt sich gleich das erste Manko des Programmes: Die Zuordnung der Begriffe ist nicht selbsterklärend oder intuitiv. Anhand der Wörter lässt sich nicht erkennen, welches der richtige Begriff ist (in wenigen Fällen könnte man vielleicht aufgrund der Orthografie darauf schließen, z.B. wenn eine Familie abgebildet ist und das schwedische Wort dazu „familj“ heißt). Schaut Euch das Bild unten rechts an. Selbst nach der Auflösung verstehe ich nicht, wie das Bild mit dem Begriff zusammenhängt.

Man kann dieses Spiel also nur per Trial-and-Error lösen. Das ist nicht sehr befriedigend, wie ich finde. Zudem sind die Lösungen nicht immer eindeutig. Bei dem Bild unten links wurden mir z.B. die Begriffe „vi“ (wir) und „fem“ (fünf) angeboten. Beide würden passen, „fem“ wurde mir aber als Fehler angezeigt.

In der Hauptübung wird einem das Bild eines Begriffes angezeigt, dazu eine Beschreibung und ein Synonym. Man kann sich diese Beschreibungen und Synonyme übersetzen lassen oder sie anhören. Lässt man sie übersetzen, wir auch gleich die Übersetzung des gesuchten Begriffes angezeigt; das hilft, wenn man Schwierigkeiten hat. Gut an dieser Stelle: Substantive müssen mit unbestimmtem Artikel eingegeben werden. Nachdem man auf Weiter geklickt hat, wird die Antwort ausgewertet, bei einer richtigen Antwort wird dann ein Beispielsatz angezeigt, den man ebenfalls anhören kann.

Auch hier kommt es wieder vor, dass die Begriffe den Bildern nicht eindeutig zuzuordnen sind. Im Beispiel unten links lautet die korrekte Antwort „du“. Es könnte aber auch „han“ sein. Und mir begegnet ein Begriff, der in der Übersetzung bestenfalls nur ungenau, nach meinem Dafürhalten aber falsch ist. Im Bild unten rechts sieht man, dass das Verb „sitta“ (sitzen)gesucht war. In der Beschreibung steht aber: „slå sig ner“ und als Synonym „sätta sig ner“, also „sich setzen“. Das passt nicht zusammen, hier wird ein Zusammenhang falsch gelernt. Allenfalls könnte man „sitta ned“ als Übersetzung gelten lassen.

 

Anpassung des Lerntempos

Um festzustellen, was passiert, wenn man eine bestimmte Punktzahl erreicht, habe ich die Hauptübung relativ schnell absolviert. Daraufhin wurde mir vorgeschlagen, das tägliche Lernpensum zu erhöhen, denn so würde ich mein Lernziel früher erreichen. Interessantes Feature!

Und tatsächlich: Wenn ich eine bestimmte Punktzahl erreicht habe, wagt der kleine Taucher einen Sprung ins kühle Nass, und man bekommt ein Youtube-Video davon zu sehen.

 

Fortschritt

Unter Fortschritt wird einem angezeigt, wo man auf dem Weg zu Ziel (in diesem Fall A2 mit praktischer Anwendung) steht und wie lange man voraussichtlich noch braucht, wenn man in diesem Tempo weiterlernt. Das motiviert zum Dranbleiben!

Grammatik-Übung

Kürzlich bekam ich eine E-Mail von WordDive, es sei jetzt ein weiterer Grammatikkurs verfügbar. Es werden allem Anschein nach ständig weitere Kurse weiterentwickelt, die man dann absolvieren kann. Beim Grammatikkurs kommt dann etwas Abwechslung ins Spiel: Hier darf man einen Lückentext ausfüllen (siehe Bild unten links).

Verben

Auch hier trägt man wieder aufgrund eines BIldes, einer Beschreibung und eines oder mehrerer Synonyme ein Verb ein. Neu ist hier, dass eine bestimmte Verbform gefragt ist, die durch entsprechende Symbole angezeigt ist (siehe Bild unten rechts). Um mehr Bonuspunkte zu gewinnen, kann man aber auch alle Verbformen in das Feld eingeben.

 

Die App

Ich habe die App installiert, damit kann man fünf Begriffe kostenlos üben, danach muss man bezahlte Inhalte kaufen oder sich mit seinem Account einloggen. Soweit ich sehen kann, sind die Übungen etwas anders strukturiert als im Onlinekurs, dadurch kommt keine Langeweile auf, somit wäre die App die ideale Ergänzung zum Programm.

Eckdaten:

Programm: WordDive
Betreiber: WordDive Ltd.
System: Jederzeit und überall verfügbar, wo man einen Internetzugang hat. Ein Lautsprecher ist notwendig.
Sprachen: Englisch, Deutsch, Spanisch, Finnisch, Französisch, Schwedisch, Japanisch, Estnisch, Russisch, Italienisch
Preis: 14-Tage-Kurs kostenlos, das volle Kurspaket (Grundlagen bis Fortgeschritten A1-C1, 2400 Lernbegriffe, 80-100 Stunden) kostet monatlich 9,99 €. 

Mein Fazit

Der Kurs hat inhaltliche Schwächen. Die Tatsache, dass vieles nur über Trial-and-Error funktioniert, finde ich etwas schade. Und auf Dauer würde ich mir die Übungen etwas abwechslungsreicher wünschen, vielleicht ließe sich auch mal eine Sprachaufnahmefunktion einbauen, damit man die Aussprache üben und auch kontrollieren kann? Für internetaffine Lerner, die die leicht kindliche Aufbereitung nicht schreckt, eignet WordDive sich gut. In Kombination mit der App ist kurzweiliges Lernen garantiert. Dem Vergleich mit dem direkten Konkurrenten Babbel.com kann WordDive leider nicht standhalten. Doch ich bin sicher, dass einige Schwächen mit der Zeit noch ausgebügelt werden können. Preislich liegen die beiden Kurse gleichauf, auch wenn Babbel durch die verschiedenen Preismodelle etwas attraktiver ist.

Wegen der Schwächen nur    von fünf möglichen Flaggen.

Übrigens: WordDive hat ein nettes zusätzliches Feature zu bieten. Ganz unten im Menü versteckt sich ein Link zu WordDive Grammar. Dort findet man für bisher fünf Sprachen (Schwedisch ist auch dabei) kompakte Erklärungen zu den wichtigsten Grammatikthemen, verständlich erklärt. Diese Inhalte sind umsonst. Ihr solltet Euch diesen Link also unbedingt als Lesezeichen ablegen!

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