Rezension: Schweden fürs Handgepäck
Eines vorab: Wer einen klassischen Reiseführer für Schweden sucht, für den ist „Schweden fürs Handgepäck‟ nichts. Sehenswürdigkeiten und Ausflugstipps sucht man in dem kleinen Büchlein vergeblich. Stattdessen bekommt man eine Auswahl an Geschichten und Berichten schwedischer und deutscher Autoren präsentiert, die sich auf eine „Reise durch das Land der mystischen Wälder, idyllischen Seen und schillernden Städte“ begeben ‒ so schreibt es der Klappentext des im Unionsverlag erschienenen Buches..
Zugegeben, ich hatte mich nicht richtig gut informiert, als ich um ein Rezensionsexemplar des Buches bat, und war daher recht erstaunt ob des Inhalts. Ich hatte mir schlicht unter einem Kulturkompass etwas anderes vorgestellt. Dann las ich au der Rückseite die vielen Autoren, von denen Geschichten darin sind – und war ehrlich versucht, es gleich wieder wegzulegen. Sehen Sie es mir nach, aber einige der Autoren haben mich schon im Studium gequält (ich war damals eher der Sprachwissenschaft als der Literaturwissenschaft zugewandt). Mit Kerstin Ekman konnte ich nie was anfangen, und Strindberg war schlicht Pflichtlektüre. Und Astrid Lindgrens Bericht „Wo kommen nur die Einfälle her?‟ kannte ich schon.
Doch dann fand ich zu meinem Erstaunen auch Namen, die ich nicht erwartet hätte: Willy Brandt schreibt z.. B. über seine Zeit im Stockholmer Exil, Thomas Steinfeld über Rilke, der sich 1904 in Schonen aufgehalten hat. Dazu einen Auszug aus Frans G. Bengtssons Wikinger-Klassiker „Die Abenteuer des Röde Orm‟ ‒ ich liebe dieses Buch!
Ralf Laumer, Gunilla Rising Hintz (Hrsg.): Schweden fürs Handgepäck.
ISBN: 978-3293205529. 13,95 €
Ich wagte also doch einen Blick in das Buch.
Das Schöne ist: Man kann einfach irgendwo einsteigen. Sich eine Geschichte oder einen Bericht heraussuchen und ein paar Seiten lang in der schwedischen Welt versinken. Und sogar von den Autoren, mit denen ich während meines Studiums nicht viel anfangen konnte, finde ich in diesem Büchlein nun Texte, die mich heute ganz anders berühren.
Statt Sehenswürdigkeiten also „Lesewürdigkeiten‟ aus Schweden, die einen neuen Blick auf dieses mir doch so lange schon bekannte Land bringen. Und gleichzeitig soviel Vertrautes.
Für alle, die ein wenig in der schwedischen Welt abseits von Vimmerby und Köttbullar versinken möchten, gibt es daher eine akute Leseempfehlung.
Übrigens: Falls Ihr Handgepäck das zulässt, können Sie auch noch Norwegen, Dänemark und Island einpacken. Alle drei Kulturkompasse stehen noch in meinem RUB (Regal ungelesener Bücher) und warten auf Rezension. Aber dazu dann später mehr.
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